moews Guitars gehört zu den Top-Gitarrenbauern in Deutschland. Legendär ist Det Moews‘ Klopftechnik bei der sorgfältigen Auswahl seiner Tonhölzer, die es ihm ermöglicht, im späteren Schaffensprozess die Komponenten tonal optimal aufeinander abzustimmen. Die Guitar Special – Made in Germany II porträtiert in der Ausgabe 1/2021 den Bielefelder Gitarrenbauer und sein Team. Das Interview führte Stephan Hildebrand, Chefredakteur der guitar & guitar acoustic
Warum hast du angefangen, Instrumente zu bauen?
Naturverbundenheit und die Nähe zum lebendigen Werkstoff Holz begleitet mich seit meiner frühesten Kindheit. Ich bin in einer waldreichen Gegend, dem Solling und Harz aufgewachsen. Unsere Familie kommt traditionell seit Generationen aus der Holzwirtschaft. Den aromatischen Duft frischgeschlagenen Holzes habe ich quasi mit der Muttermilch eingesogen. Oft begleitete ich meinen Vater in den Wald, der Holz mit den kräftigen Kaltblütern rückte. Früh lernte ich die unterschiedlichen Hölzer und ihre vielfältigen Eigenschaften zur Verarbeitung kennen. Meine Familie war außerdem sehr musikalisch. Meine Schwester sang im Gospelchor der Kirche. Die E-Gitarre wurde in jungen Jahren zu meinem Instrument. Doch ich wollte dieses Instrument nicht nur virtuos spielen lernen, sondern es auch bis in sein innerstes Begreifen und es neu erschaffen. Mein Gespür für die Hölzer und mein innerster Drang zur Perfektion trieben und treiben mich bis heute an – inzwischen bereits seit 40 Jahren.
Was war dein verrücktester Kundenwunsch?
Das war vermutlich der Wunsch eines CEO eines Schweizer Unternehmens. Eines Tages schrieb er uns eine Email mit einer tollen Geschichte. Er sei zu seinem 50 Geburtstag von seinem Freund auf ein Stones Konzert eingeladen worden. Beide hatten VIP Plätze und als Keith die Micabwer anspielte sei er ganz hin und weg vom Design und Klang des Instrumentes gewesen. Und nun wolle er genau diese Gitarre eins zu eins nachgefertigt haben. Jeder Lackabrieb musste an genau der richtigen Stelle sein; die Gitarre im Klang vom original nicht zu unterscheiden. Was soll ich sagen? Wir haben seine Wünsche in Gänze erfüllt. Selbst Keith hätte den Unterschied nicht bemerkt. (*lacht*)
Made in Germany – Wie läuft die Entwicklung, der Bau einer Gitarre bei Dir ab?
Die Konzeption und Entwicklung eines neuen Instrumentes ist Teamarbeit. Ein Gemeinschaftsprojekt sozusagen. Damit ist natürlich zunächst der Inner Circle gemeint, also unser Team. Gemeinsam entwickeln und formen wir unsere Ideen, schreiben sie nieder, diskutieren, konstruieren. Immer wieder betrachten wir UNSER Projekt aus verschiedenen Perspektiven, wägen Nutzen und Vor- und Nachteile ab, gehen ins Detail und beginnen damit die Hölzer sorgfältig auszuwählen. Das ist wichtig, damit im späteren Verarbeitungsprozess die Komponenten optimal tonal zueinander passen. Dieser Selektionsvorgang gehört zu einer unserer wichtigsten Kompetenzen.
Der Outer Circle ist ebenfalls ein wichtiger Part bei unserer Gitarren Manufaktur. Hiermit ist die Erfahrung gemeint, die ich über Jahrzehnte, durch die tausenden Gitarren, die durch meine Hände gegangen sind, erworben habe. Ein Instrument, dass in seiner harmonischen Tonalität und ergonomischen Handhabung dem Gitarristen beim Spiel ein versonnenes Lächeln auf die Lippen bringt, hat seinen Dienst erfüllt. Und uns als E-Gitarrenbauer macht das glücklich.
Wer ist der für dich beste Gitarrenbauer Deutschlands?
Ganz ehrlich? Ich (*lacht*). Ich mag die Gitarren von Frank Deimel. Erstens sind Frank und Cora echt nette Menschen und zweitens mag ich den frischen, künstlerischen Angang an die Gestaltung der Gitarren.
Wenn Du Gitarren ohne fixen Kundenauftrag baust, hast Du eine Zielgruppe respektive einen „idealen“ Kunden im Hinterkopf?
Was haben ein Manager, ein Facharzt, ein Bankenvorstand und ein Unternehmer miteinander gemein? Den harten Alltag im Business, in dem er sich keine Schwäche leisten kann? Eine stresserfüllte 60 Stunden Woche? Immer und jederzeit auf den Punkt genau weitreichende Entscheidungen fällen? – Sich im wohlverdienten Feierabend mit einem Glas Wein und seiner moews Gitarre zu entspannen, um dem tristen Alltag einen positiven Ausklang zu verleihen.
Was hat sich seit 2020 für dich verändert? Herausforderungen und auch Chancen.
2020, oder auch das Corona Jahr genannt, war für uns in vielfacher Hinsicht besonders. Die Verunsicherung zu Beginn der Pandemie erreichte auch unsere Gitarren Manufaktur im Herzen der Bielefelder Altstadt. Wie würde sich die Pandemie entwickeln? Mit welchen Auswirkungen mussten wir rechnen? Hatten die Menschen nicht andere Dinge im Kopf, als sich Gitarren fertigen zu lassen? Zumal die Künstlerinnen und Künstler mit quasi Berufsverbot ihren Broterwerb verloren haben. Für uns kam es besser als gedacht. Wir wollten uns die Zeit nehmen, eingefahrene Strukturen zu überdenken und neue Konzepte zu entwickeln. Wir kamen nicht dazu. Dafür kamen immer mehr Bauaufträge. Dazu kamen die Gitarren, die wir über Just Music (jetzt Musik Center Dortmund) und Music World Brilon verkauften. Ab Februar 2021 wurde die Warteliste länger. Wir wollten jedoch unsere Kreativität neu beleben, experimentieren und weiter entwickeln. So haben wir schließlich die Neuaufträge bis Mai 2021 gestoppt. Das Corona Jahr sehen wir im Nachhinein als Chance, uns den Dingen mit Freude zu widmen, wie z. B. die Entwicklung unseres Offset Projektes, die uns sehr am Herzen liegen.
Nenne deine drei Lieblingsbands/-künstler!
Rival Sons, Deep Purple, Led Zeppelin
Und deine drei Gitarrenmodell-Favoriten, ganz egal ob Vintage oder modern?
Meine erste Liebe war die Telcaster und das ist sie bis heute, in allen Facetten. Richie Blackmoore hat mich für die Stratocaster begeistert, mit allen Pickup Variationen. Die Offset Gitarre ist meine jüngste Leidenschaft. Sie kann beide Welten (Tele und Strat) miteinander vereinen.
Wer sind wir? – Das Team
Det – der kreative Kopf und Founder von moews Guitars.
René – fast seit der ersten Stunde dabei und Dets rechte Hand..
Michaela – macht alles rund um die Unternehmenskommunikation: Presse, Marketing und Social Media Marketing.
Das Interview für das Guitar Special Made in Germany führte Stephan Hildebrand, Chefredakteur der guitar & guitar acoustic
Die Guitar Special Made in Germany II ist online als E-Paper oder im ausgewähltem Zeitschriftenhandel als Printausgabe erhältlich.